Sawadee krab allerseits!
Noch immer wohnen wir bei der netten Peetim in der kleinen Provinz Sing Buri und unterrichten in den umliegenden Schulen Englisch.
Nach dem meist sehr spaßigen, aber auch teilweise echt anstrengendem Unterricht, freuen wir uns immer auf die anstehenden Unternehmungen mit den anderen Volunteers am Nachmittag.
Am Mittwoch stand hierbei ein besonderes Highlight auf der Tagesordnung - ein Mönch aus dem nahe gelegenen Tempel kam uns besuchen, um uns eine Einführung in die Kunst der Meditation zu geben...
Wir waren diesbezüglich recht skeptisch, aber wollten uns es natürlich nicht entgehen lassen. So setzten wir uns alle auf einen der kleinen, bunt verzierten und kunstvoll bestickten Gebetsteppiche im Schneidersitz hin und folgten den Anweisungen des Mönchs. Diese waren zwar nur schwer verständlich, da er ungefähr zehn Wörter Englisch sprechen konnte, aber mit Händen und Füßen konnten wir uns grob mit ihm unterhalten.
Die Erleuchtung blieb uns leider verwehrt... Interessant ist das Meditieren aber allemal gewesen.
Kurz vor dem Gehen unterbreitete der Mönch noch das Angebot, ihn doch mal im Tempel zu besuchen, um das Leben dort genauer kennen zu lernen.
Das klang nach einer einmaligen Erfahrung, die ich mir nicht entgehen lassen wollte, also machten wir uns gleich ein Treffen für die nächsten zwei Tage aus.
Vanessa durfte hier leider nicht mitkommen, da den Mönchen jeder näherer Kontakt mit Frauen verboten ist. Dazu zählt auch das bloße Berühren und erst recht das Schlafen einer Frau auf der Tempelanlage.
So machte ich mich gestern Nachmittag mit einem Motorradtaxi auf den Weg. Nach einer wilden Fahrt über einen Highway ans andere Ende von Sing Buri erreichte ich das Kloster und wurde herzlich von dem schon bekannten Mönch, sowie von einer Menge schwanzwedelnder und bellender Tempelhunde empfangen, die mich Unbekannten neugierig beschnupperten. Zuerst einmal wurde mir die Anlage und das Wohnhaus der Mönche gezeigt. Dieses stand gleich neben dem Tempel und war ebenfalls mit schwungvollen, goldenen Mustern verziert. Im Inneren befand sich ein großer Aufenthaltsraum, an dessen Wänden sich die Spenden der Dorfbewohner stapelten, und einige abgegrenzte Zimmerchen, in denen jeder Mönch einen Schreibtisch, ein kleines Regal und eine Schlafstädte hat. Letzteres kann man auch wirklich nur so nennen, da das Bett eines Mönches einfach nur aus einem Tuch, welches über die Holzdielen gelegt wird, und einem kleinen Kissen besteht.
Nach der kleinen Führung setzten wir uns gemeinsam hin und ich konnte mein Abendbrot essen. Dieses hatte mir zum Glück Peetim, die Hausherrin unseres Homestays, mitgegeben, da sie meinen Bärenhunger nur zu gut kennt... Mönche essen, warum auch immer, nur Frühstück und Mittag, weswegen ich sonst schlechte Karten gehabt hätte.
Eigentlich dachte ich, dass jetzt erstmal noch eine ausführliche Gebetsrunde folgen würde - doch dem war nicht so. Stattdessen zückte der Mönch auf einmal ein brandneues iPad, öffnete fachmännisch sein Facebook Profil und checkte die neusten Uploads seiner Freunde. Hier war ich erstmal völlig von den Socken... Ich hätte eigentlich gedacht, dass man in einem Tempel lebt wie im Mittelalter, ohne große Nutzung von Elektrizität und geschweige denn dem Internet... Doch spätestens als der Mönch dann mein Handy nahm, um mich mit dem tempeleigenen Highspeed-Internet zu verbinden, verwarf ich diese Denke schnell. Er addete mich nun erstmal auf Facebook und zeigte mir voller Stolz die letzten Fotos auf seinem Profil.
Dann schnackten wir noch ein wenig über den Buddhismus und ich löcherte ihn mit Fragen über das Leben als Mönch. Dies zog sich eine ganze Weile hin, da sich ja eine winzig kleine Sprachbarriere zwischen uns befand, aber mit viel Geduld überwanden wir diese ganz gut.
So war es dann auch schon recht schnell Schlafenszeit im Tempel - um kurz nach 9 - da am folgenden Tag frühes Aufstehen angesagt war. Der Mönche zeigte mir meinen Schlafplatz, einen kleinen Bungalow vor dem Haus der Mönche, in dem ich auf einer kleinen Decke auf den Fließen schlafen sollte. An einem Brunnen im Hof putze ich mir noch schnell die Zähne, bevor ich mich schlafen legte. Neben mir brummte der Ventilator auf voller Stufe vor sich hin, aber anders ließ es sich bei der Hitze an diesem Tag nicht ertragen.
Viel Schlaf hatte ich nicht bekommen, da es in der Nacht ein ordentliches Gewitter gab und die Tempelhunde deswegen durchweg jammerten und jaulten, sodass ich froh war, als dann um 4 Ihr Morgens endlich der Wecker klingelte.
Nun machten wir uns erstmal auf zur Morgenmeditation, was mir dieses Mal ganz leicht viel, da ich in der so herbeigesehnten Ruhe im Tempel, ohne das Gewinsel der Hunde, immer kurz vorm Einnicken war.
Als wir dann fertig waren, war es draußen immer noch stockduster. Ein anderer Mönch holte nun einen Karren herbei und wir machten uns auf den Weg ins Dorf, um die Gaben der Bevölkerung für ihren Buddha zu sammeln. Während wir die Hauptstraße entlang liefen, ging langsam die Sonne auf, womit sich das frühe Aufstehen doch ein wenig gelohnt hatte.
Am Straßenrand standen nun schon die Bewohner bereit, jeder mit einer Portion Reis und Behältnissen mit leckeren Beilagen in den Händen. Diese wurden dann auf kleine Schüsseln auf dem Wagen umgefüllt, ein Gebet wurde gesprochen, und weiter ging es zum Nächsten Haus.
Über 2 Stunden liefen wir so durch das Dorf, bevor wir wieder am Tempel angelangten. Hier versammelten sich dann die Mönche mit mir in einer Art Esszimmer und wir machten uns über unsere gesammelten Leckerein her. Ich musste hierbei getrennt von den Mönchen sitzen, die auf einer kleinen Empore Platz nahmen. Im Buddhismus ist es sehr klar geregelt, dass diese immer optisch gesehen höher gestellt sein müssen, als die "Normalos". So muss man sich zum Beispiel auch hinsetzen, wenn man mit einem Mönch spricht.
Nach dem Essen machten wir uns dann ans Abwaschen. Darauf hin zeigten sie mir eine kleine anliegende Schule, bei welcher gerade die Flagge gehisst wurde. Das ist eine Zeremonie, die von allen Schülern und Lehrern jeden Morgen vor Beginn des Unterrichts abgehalten wird. Ich quatschte darauf hin noch mit einigen sehr netten Lehrern der Schule, tummelte mich noch ein bisschen auf dem Gelände des Tempels.
Darauf hin verabschiedete ich mich von meinem netten Gastgeber Upatham Sangdham Rukkhachart, so der Name des Mönchs, und machte mich, zusammen mit dem selben Kamikaze-Thai, auf dem Motorrad zurück zum Homestay, weil nachmittags schon wieder einige Stunden Englisch auf dem Programm standen.
So ging mein kurzes Leben als Mönch zu ende - ein absolut einmaliges Erlebnis! ...Aber ganz ehrlich: ein Leben wie dieses könnte ich mir nicht vorstellen...
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