Wandern an der Grenze zu China

 

Unser nächster Stop lag im hohen Norden von Vietnam: ein bitterkaltes Bergdorf namens Sa pa, von welchem aus wir durch unzählige Reisfelder und nebelbehangene Täler wanderten.

 

Schon in vielen Internetforen und Reiseblocks hatten wir gelesen, dass Sa Pa ein reines Paradies für Naturfreunde ist. Neben den wunderschönen Landschaften sollen aber auch unglaublich nette und gastfreundliche Einheimische in dem kleinen Bergdorf leben, die einen Besuch noch um so lohnenswerter machen sollen. 

Das wollten wir natürlich nicht verpassen und so nahmen wir von Hanoi aus einen Bus nach Sa Pa, um selbst die Region erkunden zu können. 

Der Bus an sich war schon ein kleines Highlight, da wir uns hier das erste Mal mit einem Bus in Asien auf einer wirklich langen Strecke fortbewegten. In Thailand hatten wir dafür immer die besonders preisgünstige 3. Klasse des Zuges gewählt, allerdings sind die Zugpreise in Vietnam teilweise sogar teurer als die entsprechenden Flugverbindungen, weswegen wir diese Transportmöglichkeit gleich von vorn herein ausschlossen. Wir wurden allerdings sehr positiv überrascht, da der Bus selbst für westliche Standards ein absoluter Luxus war: Der Bus war in 3 Reihen mit je 2 Sitzplätzen übereinander (ähnlich wie ein Doppelstockbett) gegliedert, die man zu einer richtigen Liege ausfahren konnte. Jeder Fahrgast bekam Wasser gereicht und es gab sogar brauchbares Wifi in dem Bus - hier können sich deutsche Fernbus -Anbieter mal eine Scheibe abschneiden! So verging die lange Fahrt sehr schnell und wir kamen entspannt Abends an unserem Ziel  an.

Doch als wir aus dem Bus ausstiegen, war die Entspannung dann auch schon vorbei...

Schon als die Türen geöffnet wurden, schlug uns die Eiseskälte entgegen. Wir waren von unserer Zeit in Thailand 40 Grad und eine brennende Sonne gewohnt, sodass uns die hier hiesigen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt noch umso kälter vorkamen. Doch wir konnten gar nicht erst versuchen unsere Pullis, die irgendwo ganz weit unten im Rucksack verstaut waren, herauszuholen, denn als wir den ersten Fuß aus dem Bus gesetzt hatten, plapperte eine ganze Schar wilder vietnamesischer Hotelanbieter auf uns ein. Jeder umpreiste sein tolles Zimmer und wollte uns am besten gleich auf seinen Motorroller laden und dort hin fahren. So dauerte es eine ganze Weile, bis wir sie abgeschüttelt hatten und uns endlich etwas halbwegs warmes anziehen konnten. Mit all unseren langen Sachen übereinander gezogen machten wir uns dann auf die Suche nach einem Hostel. Es dauerte eine Weile, doch dann fanden wir das sogenannte Stunning View Hotel. Dieses bot auch einen Gemeinschaftsraum an, für welchen wir uns dann auf Grund des günstigen Preises recht schnell entscheiden. Doch schon schnell wurde uns klar, dass uns der "stunning view" leider verwährt bleiben würde, da es sich hierbei um einen kleinen Kellerraum handelte, den wir zusammen mit einer netten Engländerin und einem jede Nacht sturzbetrunkenen und wild schnarchenden bärtigen älteren Mann verbrachten. Mit diesem wechselten wir während unseres gesamten Aufenthaltes kein einziges Wort, da er immer schlafen ging als wir gerade aufstanden und sich auf Kneipentour begab, als wir gerade zurück ins Hostel kamen.

Am Abend schlenderten wir dann noch ein wenig durch die kleine Stadt und uns wurde auf jedem unserer Schritte immer deutlicher, was dieser Ort doch für ein großer Reinfall ist... Weit und breit sah man nur Touristen, vor allem aus China, und unglaublich viele der Einwohner Sa Pas, die alle bunte Bänder, Mützen, Tücher, Decken und Schmuck aller Art verticken wollten. Dies wurde hier in einem so gigantischen Ausmaß betrieben, dass uns schon nach kurzer Zeit der Kragen platzte, als uns auf den ersten 100m auf der Straße schon die fünfte Verkäuferin wie eine Klette an uns klebte und uns ihre Waren in die Hand zu drücken versuchte. An den Rändern der Straße waren überall kleine Stände aufgebaut und das schockierenste war, dass hier vor allem auch kleine Kinder als Verkäufer eingesetzt werden. Diese schlürfen einem mit jammernden Blick hinterher und versuchen kleine Armbänder und Puppen zu verkaufen. Das tat uns zwar unglaublich leid, doch wir wollten diese Masche keinesfalls unterstützen und versuchten deswegen jeden der Verkäufer gleich abzuschütteln.

Doch teilweise wurden diese dann, sobald man ihnen höflich signalisierte, dass man nichts von ihnen kaufen möchte, so wütend, dass sie wild herum zeterten oder sogar vor unsere Füße spuckten. 

Wir wollten dann schon kurz nach unserer Ankunft am liebsten gleich wieder in den Bus steigen und zurück nach Hanoi fahren... Da es allerdings so nebelig und dunkel war, dass wir noch nicht einmal etwas von der Landschaft gesehen hatten, sollte zumindest diese noch eine Chance bekommen, sodass wir schon bald schlafen gingen.

Nach einer bitterkalten Nacht in unserem Kellerraum, welcher übrigens aus irgendwelchen Gründen auch keine Tür hatte, wollten wir am nächsten Tag eine Wanderung durch die umliegende Berglandschaft unternehmen.

 

So standen wir früh auf, zogen unsere dicken Wanderschuhe an und begaben uns noch einmal kurz in die Stadt um etwas Proviant zu kaufen. Hier ging es wieder los... wir wurden umringt von Einheimischem, die sich uns nun als selbsternannte Wanderführer aufdrängen wollten.  Doch wir hatten keine Lust mit einer großen Touristengruppe ausgetretene Wege entlangzulaufen, dafür ein Heidengeld zu bezahlen, um dann am Ende in eines ihrer Dörfer geführt zu werden und zum Kauf von ihren Souvenirs genötigt zu werden.

Als wir unsere anhänglichen Begleiter dann endlich loswerden konnten, waren wir wahrscheinlich die einzigen Touristen, die auf eigene Faust loswanderten. Doch das war nur um so entspannter, da wir ein paar sehr schöne Wege durch die weite Berglandschaft Vietnams entdeckten.

So wanderten wir an diesem Tag über unzählige terassenförmig angelegte Reisfelder, an Wiesen mit grasenden Wasserbüffeln vorbei, durch ein Tal an einem Fluss mit schönen Wasserfällen entlang, bis wir ein Waldstück erreicht hatten, in welchem wir einige besondere Entdeckungen machen konnten. So hingen, wie wir erst auf dem Rückweg bemerkten, über dem Weg zwischen den Bäumen unzählige Spinnennetze mit bunt gefärbten und wirklich ungewöhnlich großen Exemplaren dieser Tierchen - sehr zur Freude für Vanessa... Am liebsten wäre sie gleich im Wald geblieben, so lange ihr bloß der Rückweg durch den Spinnenwald erspart geblieben wäre. Allerdings gab es keine andere Variante wieder zurück nach Sa Pa zu gelangen, weswegen wir dann wohl oder übel den selben Weg nehmen mussten, diesmal aber mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen, um uns vor herabfallenden Überraschungen zu schützen.

Zum Glück ging aber alles gut und wir erreichten am Abend wieder unbeschadet unsere Unterkunft.

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